Mein Ausstieg bei SuH und die Politik

Dies ist der zweite von drei Beiträgen zum Start des Blogs, die seine Vorgeschichte und meinen Weggang von Schicksal und Herausforderung (SuH) etwas aufarbeiten. In meinem dortigen Abschiedspost (siehe auch Wayback Machine) schrieb ich von 2 Hauptgründen: von fehlender Absprachefähigkeit im Team und Unstimmigkeiten über die Art des politischen Aktivismus, den unser Verein leisten sollte. Dieser Text ist auch hier auf meiner Webseite zu finden.

Ein paar Beiträge meines Blogs habe ich auf Bitten von SuH bis auf Weiteres teilweise oder vollständig vom Netz genommen. Deren Team hat heftige Kritik daran angemeldet und die will ich fairerweise in Ruhe prüfen und meine Texte entsprechend überarbeiten, wo es angebracht scheint. Das kann durchaus ein paar Wochen dauern. (23.3.2025)

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Was den politischen Aktivismus angeht schrieb ich von „auseinanderklaffenden Sichtweisen“. Zu diesem Punkt habe ich zurückgemeldet bekommen, dass mein Abschiedsgruß unklar sei. Daher gehe ich hier detaillierter darauf ein.

Warum mehr Politik in meinen Augen ein Problem ist

Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind zweifellos wertvolle Güter in unserer Gesellschaft. Doch Politik ist auch notorisch unehrlich, korrupt, langsam und zerstritten. Auch bei SuH hatte es schon begonnen, dass wir aus Teamsitzungen oft nur mit dem „kleinsten gemeinsamen Nenner“ rausgegangen sind und mit dem unguten Gefühl im Bauch, viel mehr Kompromisse zu produzieren als echte Zusammenarbeit.
Das Bestreben, Politik gezielt zu verbessern, funktioniert grundsätzlich anders als die Selbsthilfe und verschleißt (so mein Empfinden) selbst äußerst engagierte Leute, spuckt sie oft ausgebrannt oder desillusioniert wieder aus. Es kostet viel Arbeit, birgt viel Potential sich zu zerstreiten, man arbeitet oft mit frustrierenden, teils faulen Kompromissen und ob man für sich und andere einen Erfolg erringt oder überhaupt etwas Lohnendes zurückbekommt ist unklar.
Kurz: viel Anstrengung und Frustration für unwahrscheinliche Vielleicht-Erfolge.

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Zu den Kernzielen von SuH gehörten von Anfang an vor allem Selbsthilfe, Aufklärung und Entstigmatisierung. Die möchte ich seit etwa 10 Jahren drastisch ausbauen und professioneller als bisher betreiben (Bildungsangebote entwickeln und offensiv auf Multiplikatoren und Institutionen zugehen zum Beispiel). Die Erweiterung des Teams und Gründung des Forums dachte ich, würde das Alltagsgeschäft auf mehr Schultern verteilen und so Kapazitäten schaffen, für diese Ziele mehr zu tun. Doch der alltägliche Betrieb des Forums, Angriffe, Konflikte mit Nutzern sowie die interne Koordination – das nahm uns voll in Anspruch. Politik wäre ja noch ein zusätzlicher Kraftfresser gewesen.

Diese „Kernziele“ sind etwas, wo wir Menschen direkt erreichen und definitiv etwas bewegen können. Sie sind weitgehend unabhängig von den meisten Gesetzesänderungen, auch wenn sie die Arbeit daran natürlich erleichtern oder erschweren können. Ein Mensch, der aus der Selbsthilfe eine wichtige Erkenntnis mitnimmt – kein Gesetzesänderung der Welt kann ihm die je wieder wegnehmen! Dieses Engagement ist zwar schwierig aber gibt auch viel Energie und Ermutigung zurück.
Kurz: Lohnende Anstrengung und definitive Erfolge.

(Detailliertere Gedanken zur Gegenüberstellung von Selbsthilfe und politischer Arbeit habe ich bei Kinder im Herzen schon im Sommer 2023 veröffentlicht. Eventuell werde ich diesen Artikel anhand des Feedbecks, das ich dort erhielt, später für M2C nochmals überarbeiten.)

Wenn ich die Wahl habe einen Weg zu gehen, wo erst am Ziel vielleicht eine Belohnung wartet, oder einen, wo der Weg das Ziel ist und sowohl mich als auch andere belohnt, dann wähle ich ganz klar den Zweiten. Um bereits entlang des Weges Blumen zu pflanzen.

Aus diesen Gründen wäre es mir wichtig gewesen, direkte politische Bestrebungen anderen Vereinigungen zu überlassen (oder dem privaten Bemühen meiner Mitstreiter), die Arbeit von SuH aber nach dem Sprichwort „Schuster bleib bei deinem Leisten“ weiterhin klar auf Selbsthilfe und Aufklärung zu fokussieren um in diesem Bereich unser Engagement koordiniert weiter auszubauen.

Ich hoffe dies macht meine Position und meine Entscheidungen noch ein wenig klarer.

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