Gedanken zur Childlove-Symbolik

In einschlägigen Foren identifizieren sich viele gern mit den den sogenannten Childlove-Symbolen. Sehr bekannt sind dabei diese drei hier:

Boylover-Dreieck Girllover-Herz Childlover-Schmetterling

Diverse Medien machen sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder lächerlich indem sie diese „geheimen Symbole der Pädophilen“ entdecken und abenteuerlich deuten. Oder sie in Firmenlogos wiedererkennen, wie zum Beispiel bei Langnese.

Dazu gehören diese Begriffe, die griffig und prägnant die genaue Ausrichtung eines Pädophilen bezeichnen sollen:

  • Boylover (BL) = auf Jungs ausgerichtet
  • Girllover (GL) = auf Mädchen ausgerichtet
  • Childlover (CL) = auf Kinder beider Geschlechter ausgerichtet

Wie gesagt sind diese Begriffe verlockend kurz und praktisch im Gegensatz zu den Fachbegriffen puellaphil bzw. puerphil oder auch anderen Konstruktionen wie etwa homo- oder heteropädophil. (siehe dazu das Glossar) Das „Lover“ darin ist im Englischen bedeutungsgleich mit dem deutschen „Liebhaber“ und birgt auch dieselbe Doppeldeutigkeit: es kann sowohl ein platonisches Liebhaben als auch sexuelle Kontakte wie eine Affäre bezeichnen. Im Kontext zwischenmenschlicher Kontakte ist es jedoch üblich damit eher sexuelle Kontakte zu umschreiben. Wie in „Einen Liebhaber haben“ im Gegensatz zu „Einen Verehrer haben“.

Nachforschungen aus unserer Community nach ist davon auszugehen, dass genau diese Doppeldeutigkeit das ist, worauf sie abzielen: dem Missbrauchstäter eine Möglichkeit zu bieten von seinem Tun zu erzählen und dennoch den Ausweg zuzulassen sich bei einer Konfrontation herauszureden im Sinne von: „Ach, ich habe doch nur meine platonische Begeisterung für junge Mädchen gemeint. Wie kanst du nur sowas absurdes von mir annehmen, ich würde sexuell was mit Kindern machen?“ Ergo ein gezielter Euphemismus um Missbrauchstaten als „liebhaben“ zu verschleiern.

Man kann die Begriffe also sowohl als reine Bezeichnung der Ausrichtung verwenden, sie erlauben es aber ebenso Tätern ihre Handlungen als ein „Liebhaben“ zu verschleiern. Mitunter also ein Euphemismus für sexuelle Übergriffe und ein gezieltes Grenzen-aufweichen.

Hinzu kommen die Childlove-Symbole, die unseres Wissens aus denselben Gruppierungen stammen und aus einer Zeit, wo offen sexuelle Kontakte mit Kindern propagiert wurden. Im deutschsprachigen Raum schmücken und identifizieren sich mit ihnen hauptsächlich Seiten, die heute noch diese Haltung vertreten oder tolerieren. Und Täter und Ideologen, die die Strafbarkeit sexueller Übergriffe auf Kinder als genauso ungerecht hinstellen wie Verbote homosexueller Kontakte. Es ist damit nicht nur eine Sache der Herkunft oder Vergangenheit sondern diese Symbole werden auch ganz aktuell noch in dieser Weise verwendet. Virtuous Pedophiles und alle deutschen anti-contact-Selbsthilfe-Projekte haben sich aus diesem Grunde klar gegen diese Symbolik entschieden.

Sollte man sie angesichts dieser Punkte privat verwenden oder meiden? Darüber lässt sich trefflich streiten. Ein paar Gesichtspunkte, die man in die Entscheidung mit einbeziehen mag:

  • Unabhängig, wie man selbst sie benutzt macht ihre Verwendung es auf jeden Fall Tätern seit Jahrzehnten leichter, ihre Taten zu verharmlosen. Sie als „Liebe“ und „liebhaben“ zu beschreiben und auch vor dem eigenen gewissen selbst zu begreifen.
  • Weiter finde ich stützt es die Wahrnehmungsverzerrungen von potentiellen wie tatsächlichen Tätern, liebevolle zärtliche Berührungen wären grundsätzlich nicht übergriffig. Das war jedoch die große Erkenntnis der 90er und 2000er Jahre, dass es am unteren Ende der Missbrauchsskala nicht auf die konkrete Handlung sondern vielmehr auf sexuelle Motivation und Kontext ankommt, die Grenze zwischen liebevollem Umgang und dem großen Schadenspotential von sexuellem Missbrauch festzulegen. Es geht für das Kind nicht um den Akt des Haarestreichelns sondern darum, warum der andere es tut, welchen Kontext es spürt. Die Liebhaber-Bezeichnungen verklären das ursprünglich gezielt.
  • Diese geschichtlichen und sprachlichen Hintergründe sind vielen unbekannt und egal. Oder nciht Argument genug, die griffigen Bezeichnungen über Bord zu werfen.
  • Die sprachlichen Hintergründe der Doppeldeutigkeit geht in anderen Sprachen verloren und ist somit nur Deutsch- und Englisch-Muttersprachlern so direkt eingängig. In anderen Regionen kann es sein, dass diese ursprüngliche Bedeutung ganz verloren geht. Sollte man sie künstlich am Leben erhalten, indem man auf einem Meiden der Begriffe und Symbole besteht?
  • Im englischsprachigen Raum ist ob der Schutzaltersgesetze die Trennung zwischen moralisch und gesetzlich unzulässig stark verschwommen. Da zählen Teleiophile mit zu Boy- und Girllovern, die gesetzlich ebenso verfolgt werden, weil alles an Sex unter 18 verboten ist. Das weicht wahrscheinlich den Kontext auf.

Ich komme für mich persönlich zu dem Schluss, dass ich die Stimme der Geschichte und der Hintergründe hier lauter und bedeutender finde als die Bequemlichkeit einfacher Worte und das Vergessen. Diese Begriffe und Symbole sind für mich einfach von ihrer Schaffung an schon „dreckig“. Und daher finde ich sie persönlich unpassend. Damit schließe ich mich den Haltungen der größeren Plattformen wie SuH und P-Punkte sowie WSAM an, diese Begriffe und Symbole auf meinem Blog zu meiden, ihre Verwendung nicht zu fördern und stattdessen an ihre negativen Hintergründe zu erinnern.