Das Jahr fängt ja gut an…

Na 2025 fängt ja mit tollen Nachrichten an: die AfD macht mit Falschanklagen gegen ein Projekt aus der Selbsthilfe-Community auf dicke Hose und ein „totgeglaubter“ Medienbeitrag taucht leider nach Jahren doch noch wieder aus der Versenkung auf. Kein Grund zur Freude. Fangen wir mit dem Mediendings an:

Andrew Gold

Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Ich halte es für reißerischen Mist, was Andrew Gold da produziert hat. Als The Full Story About the Pedophile I Met in the Park (zu deutsch: Die ganze Geschichte über den Pädophilen, den ich im Park traf) hat Mr. Gold am 8. Januar einen Artikel und ein Video veröffentlicht. Das Video beginnt im ersten Satz schon mit einer Lüge, die das deutsche Arztgeheimnis als absurd darstellt, und besser wird es auch danach nicht wirklich.

Der Mann ist vor 5-6 Jahren im GSA-Forum aufgetaucht und suchte nach Interviewpartnern. Mindestens zwei bereitwillige Kontakte fand er dort: Zidane und Silas. Leider. Ursprünglich auch noch mehr, doch sie lehnten wie ich ein Interview ab, da er uns zu Beginn keine sinnvolle Basis für Vertrauen anbieten konnte und sich auch später nicht professioneller verhielt. Ich rate jedem aus der Community es uns gleichzutun. Der vorliegende Beitrag von ihm sollte als alleiniger Grund ausreichen.

Damals fiel auf, dass sich der Kontakt mit ihm sehr unstet entwickelte: mal ging es um ein Buch, mal um einen Podcast, dann doch erst einen Artikel und später ein Buch … Zwischendurch hörten wir immer wieder wochen- oder monatelang nichts von ihm. Auf Fragen zu den Details der geplanten Projekten, zu denen er uns interviewen wolle, kamen oft Ausflüchte. Ich möchte das mal als Aufhänger nehmen, auf ein paar Merkmale guter oder schlechter Pressearbeit einzugehen. Dafür sollte ich mir aber mehr Zeit nehmen als für diesen schnellen kurzen Beitrag hier. Heute nur dies erstmal:

Leute von der Presse machen ihre Arbeit, weil das ihr Job ist und weil es ihren Lebensunterhalt bezahlt. Engagement kommt eventuell noch dazu aber: würde es die Rechnungen nicht bezahlen würden diese Leute was anderes arbeiten. Es ist für sie also ein Job. Für uns ist es „unser Thema“, manchmal Lebenslast oder Trauma und teils Berufung oder Ehrenamt darüber zu sprechen. Vor allem aber ist es für uns Betroffene riskant. Kaum etwas kann riskanter für einen pädophilen Menschen sein, als mit Fremden darüber zu sprechen. Das erzeugt ein gehöriges Ungleichgewicht im Kontakt zu Journalist*innen: wir haben die Story, sie (bzw ihre Medienkonzerne) wollen damit Geld verdienen; wir haben das Risiko, sie haben einen Job.
Deshalb:

Deine Sicherheit ist mehr wert, als deine Geschichte gedruckt zu bekommen! Verkauf dich daher bitte nicht unter Wert. Es ist Aufgabe der Presseleute, durch Professionalität und Flexibilität die Anforderungen und das Risiko für dich so weit herunter zu schrauben, dass der Aufwand für dich gering wird.

Das bedeutet etwa: Nicht du bist der Bittsteller sondern sie. Du hast eine Story, sie wollen sie. Hast du Fahrtkosten oder Lohnausfall, haben sie Töpfe aus denen dies erstattet werden kann. Ist etwas anonym schwer hinzubekommen, was dir aber wichtig ist, dann werden sie für dich einen Weg finden es möglich zu machen, sofern ihnen deine Sicherheit wichtig genug ist. Vor allem aber müssen SIE die Umstände eines Interviews so gestalten, dass du dich sicher und wohl fühlst damit, ihnen deine persönlichen und gegebenenfalls intimen Gedanken anzuvertrauen. So, dass du dich vorher, währenddessen und auch noch lange danach wohlfühlst mit dem Ablauf und dem Ergebnis. Tun sie das nicht, zeigt das entweder Unwillen oder Unprofessionalität und ist kein Kavaliersdelikt über das man hinwegsehen sollte. In meinen Pressekontakten haben sich Zugeständnisse dieser Art immer gerächt: die Beiträge, wo ich in der Zusammenarbeit viele Augen zudrücken musste, sind auch immer für die Tonne gewesen. Und zwar ganz egal wie nett und persönlich engagiert meine Kontaktperson gewirkt hat.

Die AfD macht sich offenbar strafbar gegenüber WSAM. Wird der Rechtsstaat reagieren?

Ich habe mitbekommen, dass aus der Community von mehreren Seiten Anzeigen gegen eine AfD-Frau eingereicht wurden. Sie war auf X (ehemals Twitter) hetzend und mit wirren Behauptungen über das Team hinter Wir-sind-auch-Menschen (WSAM) aufgefallen und hat dort zuletzt mit einer Anzeige auf Basis dieser Behauptungen gegen WSAM angegeben. Siehe die Meldung von WSAM hier dazu. Die Vortäuschung einer Straftat ist strafbar.

Nach meinen eigenen Erfahrungen mit der Strafverfolgung zur Hetze/Hass gegen uns Aktivisten habe ich wenig Hoffnung, dass da irgendetwas Sinnvolles gegen die Politikerin unternommen werden wird. Aber manchmal geschehen ja noch Zeichen und Wunder. Die Strafbarkeit ihres Vorgehens und der betreffenden Beiträge halte ich für absolut eindeutig. Als Frage bleibt natürlich, ob das die Staatsanwaltschaft überhaupt interessiert.

Ich wünsche Sirius, Rubricappula, Regenbogenfisch und ihren Kollege*innen alles erdenkliche Gute, viel Kraft und dass sie selbst und ihre tolle Arbeit online unbeschadet bleiben mögen.

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Nachtrag zu Andrew Gold:
Bei Kinder im Herzen haben sich Sirius und Rubricappula am 24.1.2025 in einem offenen Brief an Mr. Gold gewandt: https://kinder-im-herzen.net/blog/open-letter-to-andrew-gold

Nachtrag zur AfD (Vanessa Behrendt):
Consuela hat am Mittwoch dazu gepostet, er habe Strafanzeige erstattet: https://www.mapblog.xyz/?p=1012

Zweiter Nachtrag zur AfD (Vanessa Behrendt):
Laut Meldung von WSAM werde diese Anzeige nicht weiter verfolgt. Da fällt mir schon einmal ein erster Stein vom Herzenund dem WSAM-Team zweifellos auch.

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Kommentare

NewMan 20.01.2025
Ich wünsche Dir Max ein gutes Jahr, auf dass es besser wird, als der Anfang war. NewMan